Klassisch modern - Der Computerlehrling

 

    Der Computerlehrling


    Kaum sind meine Alten wieder
    mal zum Einkauf ausgeflogen,
    zucken meine Fingerglieder,
    bin vom Laptop angezogen.
    Klar, wie dieser angeht,
    weiß ich ganz genau,
    dass er mich nichts angeht,
    auch, drum ist mir flau.

    Wache! Wache
    auf vom Schlafe!
    Ihre Strafe,
    brauchen miese
    Monster, die ich fertig mache,
    virtuelles Blut vergieße.


    Und nun komm, du Rechenkiste,
    zeig mir Windows Desktopleiste,
    Vaters Ego - Shooterliste.
    Sei ein Knecht von meinem Geiste!
    Drücke ich auf Power
    blinkt das TFT.
    Mann, bin ich ein Schlauer,
    boote nun und geh!

    Wache! Wache
    Auf vom Schlafe!
    Ihre Strafe,
    brauchen miese
    Monster, die ich fertig mache,
    virtuelles Blut vergieße.


    Seht, er zählt den Arbeitsspeicher!
    Wahrlich! Gleich bin ich am Ziele.
    An Erfahrung werd ich reicher,
    wenn ich Ballerspiele spiele.
    Ach, was soll die Frage
    nach dem Zauberwort?
    Erst wenn ich es sage,
    fährt der Rechner fort.

    Stehe! Stehe?
    Wirst du eilen,
    nicht verweilen!
    Aufgesessen!
    Ach, ich merk es! Wehe! Wehe!
    Hab ich doch den Code vergessen!


    Ach, den Code, worauf am Ende
    ich des Rechners Daten sehe!
    Ach er steht - die lahme Ente!
    Lauf doch Laptop, eile, gehe!
    Immer neue Fragen
    stürmen auf mich ein.
    Immer muss er sagen:
    "Nein - dann lass es sein!"

    Nein, nicht länger
    Spiel ich diese
    Masche - miese!
    Das ist öde!
    Ach, nun wird mir immer bänger!
    Dummes Paßwort! Dieses blöde!


    O, du Ausgeburt der Technik!
    Mir ist glatt zum Haare raufen!
    Seh ich doch mit großer Hektik
    schon den Speicher überlaufen.
    Du verstocktes Wesen,
    rück das Passwort raus!
    Sonst war's das gewesen.
    Lös ein Reset aus!

    Schluß mit lustig!
    Bios warte,
    rote Karte!
    Werd dich prügeln
    und den Code, denn ich bin frustig,
    manuell jetzt überbügeln.


    Seht, da kommt er schleppend wieder!
    Wie ich sehnlich dich empfange,
    doch oh Gott, du stürzest nieder
    oder ab, beim Startvorgange!
    Wahrlich! Abgeschossen!
    Seht, er ist entzwei!
    Was bin ich verdrossen,
    Alptraum, sei vorbei!

    Wehe! Wehe!
    Brauche Teile
    in der Eile,
    denn ich dächte,
    wenn das Ding nicht funktionieret,
    drohen meines Vaters Mächte!


    Ach es quieket! Schrill und schriller
    und schon hör ich auf den Stufen:
    "Spielst du wieder Monsterkiller?",
    meinen Vater lauthals rufen.
    Da, er steht im Zimmer!
    "Ähm, ich wollte bloß
    nur mal schaun, wie immer,
    sonst ist hier nichts los!"

    "In die Ecke!",
    spricht er herrisch.
    "Bist du närrisch!
    Plagegeister!
    Ich brauch den für meine Zwecke!
    Den bezahlst du, großer Meister!"


    © 2006 by Dr. Steffen Heinig


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