Kräftig Durchgeschüttelt - Aschenputtel

 

    Das geschüttelte Schneewittchen

    Einst hielt sich den Bauch und das Leibchen (es wärmte),
    am Fenster ein dickliches Weibchen, es lärmte:
    "Ich will bald ein Kind, mit geröteten Lippen,
    die Brust schön gestrafft auf gelöteten Rippen,
    mit blässlicher Haut, reichlich Hirn, eben stolz
    und schwärzlichem Haar, an der Stirn Eben-Holz!"

    Die Freude, das Kind zu bestaunen, verdarb
    das Pech, dass die Mutter in Daunen verstarb.
    Da weinte der König, hat sauer getrunken.
    Er blieb wohl ein Jahr so in Trauer gesunken,
    sang schaurig zur Laute und bratschte zur Laut',
    doch dann hielt er inne und latschte zur Braut.

    Die Neue schien eitel, von Schuhen zu träumen,
    worauf sie begannen, aus Truhen zu schäumen.
    Sie zwang jeden Tag an der Türe den Spiegel:
    "Jetzt sag: "Du bist schön", oder spüre den Tiegel!"
    Der Spiegel sprach: "Klar doch!" und schummelte brav
    Die Königin ging und er brummelte: "Schaf!".

    Einst wich ihr vor Wut in der Frühe die Blässe.
    Der Spiegel rief garstig, ihr blühe die Fresse
    mit Pickeln, doch glänze Schneewittchen so flimmernd.
    Die Königin heulte: "Dies Flittchen!" - so wimmernd.
    Sie wünschte sich Krätze und Bart an die Dirne,
    ein Foto und Pfeile für Dart - an die Birne!

    Auch hieß sie dem Jäger, das Kücken zu stillen,
    im Walde Schneewittchen in Stücken zu killen.
    Er zog seinen Dolch und das brach ihre Stille.
    Der Jäger stach zu, doch erstach ihre Brille.
    Schneewittchen hob an vom Gekloppe zu jammern,
    um Milde zu bitten, die Joppe zu klammern.

    Doch weil das Schneewittchen noch kläglicher tropfte,
    besann sich der Mann, der verträglicher klopfte.
    Er sprach: "Ich verschone den Hintern. So sei's!
    Mir selbst brennt die Hand wie beim Sintern so heiß.
    Auch scheint mir enorm deine Lunge zu schwächeln,
    behalte sie, übe, mit Schwunge zu lächeln."

    Welch Fehler auf Jäger als Schergen zu bauen.
    Schneewittchen lief fröhlich nach Bergen zu schauen,
    entdeckte im Wald 'ne belämmerte Hütte,
    nicht wirklich ein Schloss, 'ne behämmerte, lütte.
    Und dennoch entschloss sie sich, schneller zu tappen,
    den Fraß selbst vom siebenten Teller zu schnappen.

    Bald schnarchte Schneewittchen in Kojen gebettet,
    in sieben zugleich, wie die Bojen gekettet.
    Doch schmerzte alsbald das besabberte Knie.
    Da saugte ein Zwerg und beknabberte sie.
    Ihn lockten die Locken der Schönen zum Fummeln.
    Sie neigte als Kind schon zum Fönen, zum Schummeln.

    Meist klopften die Bengel an edelsten Drusen,
    heut herrschte Gedrängel an edelsten Busen.
    Das Mädchen erschreckte das feine Gewühle,
    der Zwerge, erweckten ihr Weinegefühle.
    So kochte das Schönchen den Zwergen die Suppen,
    bekämpfte den "Söhnchen" (den Zwergen) die Schuppen.

    Die Königin schien mit 'nem Ziegel zu spielen,
    in Wahrheit jedoch auf den Spiegel zu zielen.
    Der sprach nur, er hätte schon Jahre gehaucht,
    ihr röchen seit Jahren die Haare gejaucht.
    Heut werden selbst Zwergengestalten gefönt,
    Schneewittchen hätt nie über Falten gestöhnt!

    Die Böse begann ziemlich heftig zu denken,
    besessen, Schneewittchen recht deftig zu henken
    und schlich zu den Zwergen als olle Verwirrte,
    gab vor, dass sie sich mit der Wolle verirrte.
    Sie knüpfe zu neuesten Moden die Bandeln
    Jetzt sei sie vom Laufen am Boden - die Mandeln.

    Schneewittchen bewegte die derbere Hüfte.
    Der Gürtel entlockte ihr herbere Düfte.
    Die Böse hob an im Gezeter zu gurren:
    "Wart ab, meine Maid, schließlich geht er zu zurren!",
    das Bandel am Eierstock feste zu rammeln.
    Sie sank, um im Faltenrock feste zu stammeln.

    Die Zwerge erahnten Dank schändlicher Luft:
    "Schneewittchen missbrauchte ein ländlicher Schuft!"
    und fanden die Ärmste, schon blau an der Nase,
    mit wollenem Gürtel, genau an der Blase.
    Sie rissen am Kleide, was schnelle verführte,
    das Zwerchfell doch auf alle Fälle verschnürte...

    Nun, Königin, rasch, in den Spiegel geschielt!
    Wieso hat der wieder Geschiegel gespielt,
    empfohlen, sie solle sich Gurken beschaffen,
    weil Masken zumindest die Schurken begaffen,
    die wären, statt "Hochwohlgebohrener", ärmlich,
    doch segelten ihr beide Ohren erbärmlich?

    "Schneewittchen! Du solltest verwesen, doch nie
    von Atemnot garstig genesen! Doch wie?
    Die Zwerge, gewiss, diese rollige Meute,
    die zerrten an ihr!", was die Mollige reute.
    Bald schnitzt ihr der Linde paar Kerben am Stamm,
    verkreuzt, denn Schneewittchen wird sterben, am Kamm!"

    Im Zwergenhaus schrien an der Türe die Kätzchen,
    Schneewittchen sei bös, maniküre die Tätzchen,
    da klang es von draußen: "Gebt Bares, recht willig,
    kauft Kämme aus China!" (drum war es recht billig),
    "Schneewittchen, komm gib mir paar Mäuse vom Lohn,
    dir sterben beim Kämmen die Läuse - vom Mohn!"

    Es lohnt wohl, statt billige Ware zu haschen,
    in Zwergengesellschaft sich Haare zu waschen!
    Sie hätte den Schaden am Schädel vermieden!
    Fast wäre, nebst Läusen, das Mädel verschieden.
    Ihr steckte der Kamm in den Klumpen der Haare.
    Den Zwergen floss reichlich aus Humpen der Klare,

    aus Sorge, Schneewittchen verglühe die Fratze,
    drum schoren sie ihr in der Frühe die Glatze,
    statt sachte und sanft das Getönte zu scheren,
    beschlossen sie gar, die Geschönte zu teeren
    und meinten, sie lebend, doch grässlich zu haben,
    wär besser als Gräber so hässlich zu graben.

    "Oh Spiegel, ich mieme zur Misswahl die Biene!"
    Doch dieser verzog zur Gebisswahl die Miene.
    Die Königin tobte, ihr Lachen gedriftet,
    sie hörte: "Wo werden denn Drachen geliftet?
    Dir stünde die Rolle als hässliche Ente,
    beantrage, Olle, als Hässliche, Rente!"

    Da klatschte im Schlosshof vom Gaul reiche Fülle,
    die Äpfel, noch dampfend, die faulreiche Gülle.
    Schon rief sie frohlockend: "Die gehn, schön Versiffte,
    wie wär's, wenn ich die mit Arsen schön vergifte?"
    Sie lief und erreichte die Berge vor zwei,
    zum Glück kamen keinerlei Zwerge vorbei.

    Schneewittchen stand draußen, sie zählte die Quecken,
    aß Würmer und Schnecken und quälte die Zecken,
    weswegen sie auch aus dem Schlunde so stank,
    doch wirkte sie nach einer Stunde so schlank.
    Schneewittchen lag da, in der Wärme verdurstet,
    paar Äpfel verdaut, vom Gedärme verwurstet.

    Schon nahten die Zwerge. Sie waren so heiß,
    doch fanden Schneewittchen mit Haaren so weiß.
    Sie zerrten vereint, sie auf Rinden zu betten,
    von Kämmen und würgenden Binden zu retten,
    zerfetzten die Kleider und stritten vom Schnaps
    enthemmt um die Strümpfe, geschnitten vom Straps.

    Schneewittchen blieb leider die Zunge gelähmt,
    durch Äpfel im Hals auch die Lunge gezähmt.
    Zwar hatten paar Mücken die Stücke gerochen
    und drum, statt den Hals, die Perücke gestochen,
    doch heulten die Zwerge bei grausiger Luft.
    Schneewittchen lag faltig in lausiger Gruft.

    Bald nervte die Zwerge das Spähen und Kratzen,
    am Sarge Schneewittchens, der Krähen und Spatzen.
    Auch drohte die Kiste recht karg zu versacken,
    weil Geier sich trauten, den Sarg zu verkacken.
    "Genug!", rief der Zwergenboss Hinz, "An den Prügel!
    Jetzt robbt noch ein dämlicher Prinz an den Hügel!"

    Der kroch in den Sarg zu Schneewittchen, zu Schnecken,
    das Mädel mit Leberwurstschnittchen zu wecken.
    Doch plötzlich begrapschte der Flegel die Schlanke!
    Versehentlich droschen die Schlegel die Flanke
    Schneewittchens, die stöhnte: "Welch Krampf - auch im Magen!
    Ach Prinz, dir klebt Apfelmusmampf - auch im Kragen."

    Welch glückliche Wende, das Schlechte zu spucken,
    oh wahrlich, ein Grund, wie die Spechte zu schlucken.
    Der Prinz schwenkte freudig die Lanzen mit Wappen
    und Zwerge zur Hochzeit die Wanzen mit Lappen.
    Die Königin tanzte. Was schwenkte sie hitzig?
    Nur glühende Schuhe, man henkte sie schwitzig.





    © 2006 by Dr. Steffen Heinig

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